Wer kennt ihn nicht? Den berühmten Elefanten im Porzellanladen?  Ungeschickt, unbeholfen oder auch taktlos bewegt er sich auf empfindlichem Terrain und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Dieses Potential birgt auch jede Übertragung von Inhalten von einem Kulturkreis in einen anderen.

Daher spielt kulturelle Sensibilität in der Übersetzung und Lokalisierung eine entscheidende Rolle für den Erfolg international agierender Unternehmen. Zu groß ist das Risiko, seine Zielgruppe in kulturellen, historischen oder gar religiösen Empfindlichkeiten zu verletzen.

Was bedeutet “kulturelle Sensibilität”?

Kulturelle Sensibilität bezieht sich auf das Bewusstsein für kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten sowie die Fähigkeit, angemessen auf diese zu reagieren. Im Bereich der Übersetzung und Lokalisierung bedeutet dies, die kulturellen Nuancen und Kontexte der Zielgruppen zu berücksichtigen, um effektiv und respektvoll zu kommunizieren.

Kulturelle Sensibilität ist entscheidend für eine gute Kommunikation mit internationalen Zielgruppen, da sie dazu beiträgt, Missverständnisse zu vermeiden und positive Beziehungen aufzubauen. Durch die Berücksichtigung kultureller Unterschiede in Übersetzungen und Lokalisierungen können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Botschaften und Angebote auch wirklich auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppen zugeschnitten sind.

Kulturelle Sensibilität in der Übersetzung

Kulturelle Sensibilität ist für qualitativ hochwertige Übersetzungen unerlässlich, weil sie dazu beiträgt, dass die Botschaft eines Textes auch in einer anderen Sprache und Kultur verstanden – und vor allem akzeptiert – wird. Übersetzer_innen müssen in der Lage sein, kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu erkennen und bei der Übersetzung die Intention des Originaltextes beizubehalten und gleichzeitig die Bedürfnisse der Zielgruppen zu erfüllen.

Fallstricke und Herausforderungen

Die Herausforderungen bei der Berücksichtigung kultureller Unterschiede in der Übersetzung liegen nicht zuletzt in der Gefahr der Stereotypisierung, der Verwendung von kulturell unangemessenen Ausdrücken oder Bildern und missverständlichen kulturellen Anspielungen. Um diese Fallstricke zu vermeiden, ist eine genaue Kenntnis des Zielmarktes und seiner Kultur erforderlich. Genau dafür sind Fachübersetzer wie auch Dolmetscher ausgebildet.

Kulturelle Sensibilität in der Lokalisierung

Kulturelle Sensibilität in der Lokalisierung bedeutet, dass nicht nur die beschreibenden oder werblichen Texte, sondern die Produkte und Dienstleistungen selbst an einen Zielmarkt angepasst werden, damit sie den kulturellen Normen, Werten und Erwartungen der Zielgruppen entsprechen. Dies kann beispielsweise die Anpassung von Farben, Designs, Benutzeroberflächen und sogar Produktnamen beinhalten.

Hier gibt es eine Vielzahl an Fallbeispielen, von Videospielen, die in ihren Charakteren und Szenerien an Zielmärkte angepasst wurden über Verpackungen, die lokale Events oder Sehenswürdigkeiten aufgreifen bis hin zu geänderten Produktnamen von Autos, etc.

Der schwedische Möbelhersteller Ikea ließ sogar Frauen aus Produktbildern wegretuschieren um auf die lokalen Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen.

Herausforderungen bei der Umsetzung von kultureller Sensibilität in der Lokalisierung

Zu den Herausforderungen bei der Umsetzung von kultureller Sensibilität in der Lokalisierung gehören die Identifizierung kultureller Unterschiede, die angemessene Anpassung von Inhalten und der sensible Umgang mit kulturellen Tabus. Dazu ist es wichtig, auf umfassende Recherche und Zusammenarbeit mit kulturellen Experten zu setzen.

Auswirkungen von kultureller Sensibilität auf den Geschäftserfolg

Kulturelle Sensibilität trägt zur Akzeptanz von Produkten und Dienstleistungen bei – und somit zur stärkeren Kundenbindung und Zufriedenheit. Unternehmen und Zielgruppen können eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen, die als Basis für eine langfristige Geschäftsbeziehung oder ein langfristiges Kundenverhältnis dient.

Interessanterweise sind sich gerade sehr große globale Marken der Bedeutung lokaler Kampagnen bewusst. Lange Zeit wurde der Kern der Markenaussage als Begründung für globale Kampagnen zitiert. Mittlerweile agieren auch globale Brands wie Coca-Cola, Nike, KFC oder Ikea mit wesentlich mehr Sensibilität auf lokalen Märkten, ohne deshalb den Kern ihrer Marke aufzugeben. Diese Anpassungen haben dazu beigetragen, die Markenbekanntheit und Akzeptanz in den jeweiligen Märkten zu erhöhen.

Einige sehr erfolgreiche Kampagnen sind hier im Detail beschrieben:

https://www.getmarvia.com/blog/12-examples-of-brands-with-great-local-marketing-campaigns

https://blog.gwi.com/marketing/10-localized-marketing-examples/

Zusammenarbeit mit muttersprachlichen Übersetzern und Experten für lokale Kulturen

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Entwicklung von kultureller Sensibilität in Übersetzungs- und Lokalisierungsteams ist die Zusammenarbeit mit muttersprachlichen Übersetzern und Experten für lokale Kulturen. Diese Fachleute verfügen über wertvolles Wissen und Erfahrungen, die dazu beitragen können, kulturell sensible Übersetzungen und Lokalisierungen zu erstellen.

Kontinuierliche Verbesserung und Anpassung an sich ändernde kulturelle Gegebenheiten

Wenn man beobachtet, wie sich kulturelle und soziale Gegebenheiten permanent weiterentwickeln, verwundert es nicht, dass kulturelle Sensibilität ebenfalls ständigen Veränderungen unterworfen ist. Im Sinne eines kontinuierlichen VErbesserungsprozesses sollten Unternehmen deshalb regelmäßig Feedback von Zielgruppen einholen und die Übersetzungs- und Lokalisierungsprozesse entsprechend anpassen, um den Bedürfnissen und Erwartungen ihrer internationalen Kunden gerecht zu bleiben.

Fazit

Kulturelle Sensibilität in der Internationalisierung ist keine woke Forderung der Moderne, sondern ein wichtiger Eckpfeiler erfolgreichen Marketings. Interessanterweise sind es zunehmend die Schwergewichte unter den internationalen Marken, die offenbar früh genug aus ihren eigenen Fehlern in globalen Kampagnen gelernt haben. Getreu dem Motto: “Think global, act local!” wird nicht nur die Kommunikation auf lokale Zielgruppen angepasst, sondern – falls erforderlich – das Produkt selbst.